Von Bolsena ging es weiter an die Toskanische Küste in das Städtchen Orbetello. Auf der Fahrt machten wir aber noch einen kleinen Umweg zur Tuffstein-Stadt Pitigliano.
Zu Pitigliano zitiere ich aus meinem Reiseführer (Baedeker: Toskana): “Schon von außen wirkt die Kulisse der dicht gedrängten Steinhäuser märchenhaft, und dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man durch die … verwinkelten Gassen schlendert. Die mittelalterlichen Häuser von Pitigliano scheinen nicht auf dem steilen Tuffstein gebaut, sondern nahtlos aus ihm herausgewachsen zu sein.” Seit unserem letzen Besuch vor über 10 Jahren sind einige schöne kleine Geschäfte und Restaurants in der Altstadt hinzu gekommen, was ihre düstere Stimmung etwas mildert. Leider muss der Zugang zu dem großen und sehenswerten ehemaligen Juden-Ghetto (Piccola Gerusalemme) heute von Militär bewacht werden.
Orbetello liegt inmitten einer Brackwasser-Lagune zwischen zwei Landzungen, die die Halbinsel Monte Argentario mit dem Festland verbinden. Im Mittelalter war Obetello noch eine Insel. Der Fahrdamm, der die Stadt heute sowohl mit dem Festland als auch mit der Halbinsel verbindet, ist später aufgeschüttet worden. Die Altstadt von Orbetello strahlt nicht die gemütliche Atmosphäre anderer italienischer Altstädte aus, sie ist aber recht gut mit Geschäften und Restaurants bestückt und nachdem wir uns etwas eingewöhnt hatten, haben wir uns doch sehr wohl gefühlt.
Der Monte Argentario ist eine runde, felsige Insel mit einer Fläche von 60 qkm und einer maximalen Höhe von sage und schreibe 635 Metern. Die beiden Landzungen, die sie mit dem Festland verbinden, sind erst in geschichtlicher Zeit auf natürliche Weise durch Anschwemmungen entstanden. Die größte Siedlung auf der Halbinsel ist der quirlige Ferienort Porto Santo Stefano, der noch in den 50er Jahren ein kleines Fischerdorf war. Ich muss zugeben, dass ich von diesem Städtchen sehr angetan war. Zum Teil wirkt es noch recht ursprünglich, zum Teil wurde es wirklich ansprechend für den Tourismus herausgeputzt. An der Ostküste des Monte Argentario liegt an einer kreisrunden, fast geschlossenen Bucht das Örtchen Port’Ercole, dem wir ebenfalls einen Besuch abgestattet haben. Es steht ganz im Zeichen des berühmten Malers Caravaggio, der 1610 hier an einer Verwundung starb und begraben liegt.
Wir nutzten den Aufenthalt in Orbetello für einen Abstecher zu dem gut 30 Minuten entfernt auf dem Festland gelegenen Tarot-Garten der Künstlerin Niki de Saint Phalle. Sie erfüllte sich mit diesem phantastischen Werk, das zwischen 1979 und 1997 entstand, einen Lebenstraum. Die zum Teil riesigen, begehbaren Figuren sind den Motiven von Tarot-Karten nachempfunden. Ihre Oberflächen sind mit abertausenden von Glas- und Keramikplättchen besetzt, die jedes individuell geformt und gebrannt werden musste. Auch einige der “kinetischen Figuren” von Saint Phalles Lebenspartner Jean Tinguely wurden eingearbeitet. Trotz ihres Alters sind die Figuren in einem erstaunlich guten Zustand. Ich muss gestehen, dass ich von diesem Garten total geplättet war. Zu der Kreativität, die in jedem Detail der Figuren steckt, kommt das erforderliche handwerkliche Können und der unglaubliche Aufwand für ihre Herstellung. Einer der Höhepunkte unserer Tour!
Und jetzt ein paar Bilder:
Super! Die Stadt ist nicht auf dem Fels gebaut, sondern aus dem Stein heraus gehauen. So jedenfalls könnte bei etwas diesigem Licht der Eindruck entstehen . Genial finde ich auch die Figuren von Niki de Saint Phalle, eine besuchenswerte Parkanlage.
Der gesamte Eindruck dieses 3. Teil ist absolut Sehens wert.