Reisebericht Italien – 2. Teil

Von Florenz ging es Richtung Süden zum Bolsenasee ca. 90 km nördlich von Rom. Mit 43km Umfang ist er der größte Vulkansee Italiens. Vor etwa 300.000 Jahren war er nach mehreren Vulkanausbrüchen durch den Einsturz unterirdischer Magmakammern entstanden. Seine größte Tiefe ist mit 151 Metern recht beachtlich.

Am nordöstlichen Rand des Bolsenasees liegt das namengebende Städtchen Bolsena, wo wir für drei Tage Station machten. Zwischen dem gut ausgestatteten Seeufer mit vielen Wassersport- und Bademöglichkeiten und der historischen Altstadt liegt ein recht modernes Wohn- und Freizeitgebiet. Die Altstadt ist römischen Ursprungs, sie ist klein, aber gemütlich und zudem mit einigen schönen Bars und Restaurants ausgestattet, die auch preislich noch gut verträglich sind. Die oberhalb gelegene riesige Burg ist unbedingt einen Besuch wert und bietet schöne Ausblicke über die Stadt und den See. Kurz und gut: Bolsena hat uns sehr gefallen!

Unser erster Ausflug ging zu dem pittoresken Städtchen Civita di Bagnoregio, das exponiert auf einem Tuffsteinfelsen liegt und nur über eine 250 Meter lange Fußgängerbrücke zu erreichen ist. Es ist etruskischen Ursprungs, hatte eine bewegte Geschichte und war sogar Bischofssitz. In neuerer Zeit begann der Niedergang und vor 35 Jahren lebten nur noch 7 ältere Menschen in der “sterbenden Stadt”. Danach wurde Civita di Bagnoregio allerdings von Künstlern, Universitäten und auch Urlaubern entdeckt und wirkt mittlerweile gar nicht mehr “sterbend”. Fast alle Häuser sind wieder hergerichtet und bewohnt und werden z.T. als Ferienwohnungen angeboten. Es gibt auch eine Reihe kleiner Geschäfte, Restaurants und Bars. Tagsüber kann es durchaus vorkommen, dass die Stadt für einige Stunden von Touristen geflutet wird.

Eine weitere Tuffstein-Stadt ist Orvieto. Sie ist allerdings wesentlich größer besser ausgestattet als Civita. Durch seine exponierte Lage auf einem breiten Felsplateau oberhalb des Chianatals ist Orvieto schon von der Autobahn A1 aus nicht zu übersehen. Man parkt in einem riesigen Parkhaus am Fuß des Felsens und gelangt von dort über unterirdische Rolltreppen nach oben in die Altstadt. Herausragendes Baudenkmal ist ohne Frage der Dom mit seiner prächtigen Fassade, der irgendwie überdimensioniert erscheint. Hier entstand 1264 die katholische Tradition des Fronleichnamsfestes, das aber eigentlich seinen Ursprung im “Blutwunder von Bolsena” (1263) hatte.

Und das gehört zu einem Besuch in Orvieto einfach dazu: Pozzo di San Patrizio! Dieser zwischen 1527 und 1537 gebaute Brunnen besteht aus einem 53 m tiefen Brunnenschacht. Um den Schacht herum wurde ein Treppenhaus mit zwei Treppen in Doppelhelix-Struktur gebaut. Jede der Treppen hat ca. 250 flache Stufen, über die seinerzeit von Eseln das Wasser nach oben transportiert wurde. Das Treppenhaus ist durch 70 Fenster mit dem Brunnenschacht verbunden. Ein sehr gut erhaltenes, wirklich faszinierendes Bauwerk!

In Bolsena selbst hat das Fronleichnamsfest natürlich einen besonders hohen Stellenwert. Da wir im richtigen Zeitraum da waren, konnten wir sowohl die Vorbereitungen als auch das eigentliche Fest mit Prozession erleben. Schon Tage zuvor saßen in den Altstadtgassen ältere Bürger und Kinder zusammen und zupften in akribischer Feinarbeit Blütenblätter für den Blumenschmuck. Am Abend der Prozession waren die Straßen dann wirklich pracht- und phantasievoll geschmückt und man konnte sich kaum satt sehen an den ganzen Formen und Farben. Kaum zu glauben: Am nächsten Morgen war von der ganzen Pracht nichts mehr zu sehen. Die Stadtreinigung ist hier wirklich auf Zack!

Wir haben noch weitere Orte am Seeufer besucht: Montefiascone, Marta und Capodimonte. Auch sehr sehenswert, aber nicht so herausragend wie beispielsweise Orvieto. Marta fanden wir eigentlich am schönsten, weil es neben der recht attraktiven Altstadt auch über eine sehr schöne Strandpromenade mit tollen Gastronomie-Angeboten verfügt.

(Alle historischen Informationen: -> Wikipedia)

Und jetzt ein paar Bilder:

 

Ein Kommentar

  1. gerd

    Deine Bilder würden jedem Italien-Prospekt zur Ehe gereichen. Die Landschaft und die ital. Mentalität ist in allen deinen Bilder zu spüren. Bild 2 ist beeindruckend durch die Lage der Häuser auf diesem Bergplateau. Es ist ein Genuss sich in die Bilder zu vertiefen.

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